Pneumologische Erkrankungen
Anzahl Betroffener steigt massiv: Weißbuch Lunge liefert neueste Zahlen
Mehr und mehr Menschen in Deutschland leiden an chronischen Lungen- und Atemwegserkrankungen. Die Neuauflage des Weißbuchs Lunge liefert aktuelle Daten und Fakten zu pneumologischen Erkrankungen und zeigt eine alarmierende Entwicklung auf. Die Anzahl der von den Volkskrankheiten COPD und Asthma Betroffenen stieg in zehn Jahren um alarmierende 17 % bzw. 8 % an. Die Diagnosen der Respiratorischen Insuffizienz und des Lungenhochdrucks stiegen sogar um 64 % bzw. 45 % an. Daneben tragen auch andere chronische Erkrankungen wie die Sarkoidose (chronische Entzündungsherde in der Lunge), die Lungenfibrose (Umbau der Lunge durch Bindegewebe), und das Schlafapnoe-Syndroms (schlafbezogene Atmungsstörung) zu einem ernüchternden Rekord bei: Im Jahr 2019 waren rund 14 Millionen Menschen von diesen Lungen- und Atemwegserkrankungen betroffen. Trotz der hohen gesellschaftlichen Relevanz dieser Erkrankungen gibt es bisher keine politische Initiative ähnlich den nationalen Strategien zu Krebs oder Diabetes.
In Deutschland ist etwa jeder zwölfte Mensch von Asthma betroffen. Mit 6,7 Millionen Diagnosen (Stand 2019) ist es die zahlenmäßig bedeutsamste Indikation unter den chronischen Lungenerkrankungen. Asthma tritt häufig bereits im Kindesalter auf und die Prävalenz ist über nahezu alle Altersgruppen hinweg mit rund 8,11 % sehr hoch. Verpflichtende Allergie-Screenings im Kindesalter, eine Forderung des politischen Kompasses , sind zwingend notwendig, um diesem Trend entgegenzuwirken. Dafür spricht auch, dass bei konsequenter und leitliniengerechter Therapie die Langzeitprognose sehr gut ist.
Von der COPD waren hierzulande 2019 rund 3,7 Millionen Mensch betroffen. Die Mortalität der Erkrankten überstieg die geschlechts- und altersabhängig erwarteten Werte dabei um das 1,72-fache. Mit anderen Worten: Von den COPD-Betroffenen verstarben rund 72 Prozent früher als Personen mit gleichem Geschlecht und Alters. Nicht selten führt die COPD zu einer respiratorischen Insuffizienz. Diese Indikation weist wiederum eine der höchsten Mortalitätsraten unter den Atemwegserkrankungen auf. In der untersuchten Gruppe lag die Anzahl der Todesfälle achtmal höher als in der Allgemeinbevölkerung. Neben der individuellen Belastung steht hinter diesen Zahlen eine nicht zu unterschätzende volkswirtschaftliche und sozioökonomische Belastung.
Das Weißbuch Lunge ergänzt hier die Ergebnisse der COSYCONET-Studie (2016) um aktuelle Kostenfaktoren: Im Jahr 2019 benötigten etwa 33,5 % der COPD-Erkrankten eine vollstationäre Behandlung, die im Durchschnitt Kosten in Höhe von 3.372 EUR verursachte. Die jährlichen Kosten bei COPD-Patientinnen lagen damit um 95 % höher als der Durchschnittswert in der Allgemeinbevölkerung, also fast doppelt so hoch. Während andere chronische Lungenerkrankungen zwar geringere Fallzahlen aufweisen, sind die durchschnittlichen Kosten der ambulanten und stationären Behandlung bei der respiratorischen Insuffizienz sehr hoch. Bei 80% der Betroffenen wird eine stationäre Behandlung im Verlauf der Krankheit notwendig - erhebliche Kosten für das deutsche Gesundheitssystem sind die Folge.
Das Weißbuch Lunge, herausgegeben von der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie sowie der Deutschen Lungenstiftung zeigt das mittlerweile erreichte Ausmaß chronischer Lungen- und Atemwegserkrankungen in der deutschen Bevölkerung. Das weitere politische Ignorieren dieser Volkskrankheiten ist angesichts steigender Zahlen grob fahrlässig. Das Jahrzehnt der Lunge setzt sich daher weiterhin für eine verstärkte Prävention und Früherkennung chronischer Lungen- und Atemwegserkrankungen ein, um diese Negativspirale zu durchbrechen.
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