Dr. Prof Christian Vogelberg Pneumologie Asthma COPD

5 Fragen an Prof. Dr. Christian Vogelberg

Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin, Kinderpneumologie, Allergologie, Leiter Bereich Kinderpneumologie/ Allergologie Klinik und Poliklinik f. Kinder- und Jugendmedizin Leiter Universitäts AllergieCentrum (UAC) Dresden, CAC Comprehensive Allergy Center

 

Worauf im Bereich der Pneumologie sind Sie spezialisiert? 

Als Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin, Kinderpneumologie und Allergologie bin ich auf die Diagnose und Behandlung sämtlicher Lungen- und Atemwegserkrankungen bei Kindern spezialisiert. Mein Schwerpunkt umfasst angeborene anatomische Fehlbildungen der Atemwege, eine Vielzahl von infektiösen Erkrankungen sowie das gesamte Spektrum von Asthma bronchiale, mit zusätzlichem Fokus auf der Behandlung von schwerem Asthma.

 

Was motiviert Sie, am „Jahrzehnt der Lunge“ mitzuwirken? 

Über die Hälfte der Kinder, die einen Kinderarzt oder eine Kinderärztin aufsuchen, leiden an einer Atemwegs- oder Lungenerkrankungen. Asthma gehört dabei zu den häufigsten chronischen Erkrankungen bei Kindern und Jugendlichen und beeinträchtigt die Lebensqualität der Betroffenen erheblich. Eine Verbesserung der Früherkennung und Prävention sowie der Versorgungsstrukturen wirkt sich nicht nur positiv auf die Akutsituation der Betroffenen aus, sondern kann auch Folgeerkrankungen verhindern. Die Möglichkeit, Bedarfslücken aufzuzeigen, neue Lösungswege zu entwickeln, und im Dialog mit der Politik und Selbstverwaltung notwendige Änderungen anzuregen und auf den Weg zu bringen, motiviert mich, beim Jahrzehnt der Lunge mitzuwirken.

 

Welche Forderung des Politischen Kompasses ist Ihnen besonders wichtig? 

In der Pädiatrie ist die Prävention, insbesondere im Bereich der Allergie- und Asthmaprävention, von zentraler Bedeutung. Etwa zehn Prozent der Kinder in Deutschland sind von Asthma bronchiale betroffen, was es zur häufigsten chronischen Erkrankung im Kindes- und Jugendalter macht. Asthma manifestiert sich bei rund 70 Prozent der betroffenen Kinder bereits vor dem fünften Lebensjahr, allerdings wird es in einer Vielzahl der Fälle nicht als Asthma identifiziert. In der Altersgruppe von 9 bis 10 Jahren können Risikokinder mit geringem Aufwand identifiziert werden, da in diesem Alter alle notwendigen pneumologischen Untersuchungen durchgeführt werden können. Aus diesem Grund ist es entscheidend, dass Asthma bei der geplanten Früherkennungsuntersuchung für Kinder im Alter von 9 bis 10 Jahren (U10), die derzeit vom Gemeinsamen Bundesausschuss (GBA) geprüft wird, berücksichtigt wird. Zudem könnten verpflichtende Allergiescreenings im Rahmen der Vorsorgeuntersuchungen dazu beitragen, Kinder und Jugendliche mit einem Asthmarisiko frühzeitig zu identifizieren und zu behandeln, was langfristig die Zahl der Menschen mit chronischen Lungen- und Atemwegserkrankungen deutlich reduzieren könnte. Darüber hinaus ist mir die Tabakprävention sowie die Vermeidung von Tabakrauchexposition ein zentrales Anliegen. Denn das Rauchen bleibt das größte vermeidbare Gesundheitsrisiko. Daher ist mir auch die Forderung nach einer Initiative „Deutschland rauchfrei 2030“ besonders wichtig.

 

Welche Bedürfnisse sehen Sie am häufigsten bei Kindern und Jugendlichen, die an chronischen Lungen- und Atemwegserkrankungen leiden?

Bei Kindern und Jugendlichen, die an chronischen Lungen- und Atemwegserkrankungen leiden, steht der Wunsch nach Teilhabe am „normalen Leben“ im Vordergrund, sei es im Sport, bei Freizeitaktivitäten oder im schulischen Alltag. Um dies zu ermöglichen, ist eine präzise Diagnostik und eine individuell angepasste Therapie entscheidend. Darüber hinaus ist eine umfassende Schulung der betroffenen Kinder und Jugendlichen, aber auch ihres sozialen Umfelds, von großer Bedeutung. Schulen, Kindergärten und andere Betreuungseinrichtungen müssen über die Erkrankung informiert und für die relevanten Aspekte sensibilisiert werden. Dies umfasst beispielsweise das Bereithalten von Notfallmedikamenten bei Sportveranstaltungen oder die Berücksichtigung besonderer Bedürfnisse bei Klassenfahrten. Ziel muss es sein, dass die betroffenen Kinder und Jugendlichen in allen Lebensbereichen gut unterstützt werden und uneingeschränkt am Alltag teilnehmen können.

 

Welche Rolle spielen Prävention und Aufklärung in Ihrer Arbeit, insbesondere im Kontext von Atemwegs- und Lungengesundheit?

Prävention und Aufklärung spielen eine zentrale Rolle in meiner alltäglichen Arbeit. In der Pädiatrie haben präventive Maßnahmen bei verschiedenen Erkrankungen einen hohen Stellenwert. Ein besonderer Fokus liegt auf der Prävention von Allergien und Asthma, gemäß der "S3-Leitlinie", die maßgeblich von pädiatrischen Fachgesellschaften erstellt wurde. Zu den wesentlichen präventiven Maßnahmen zählen die Vermeidung von Tabakrauchexposition und die Schulung, wie zum Beispiel die Asthmaschulung. Neben der primären Prävention, also der Verhinderung des Auftretens von Erkrankungen, sind auch sekundäre und tertiäre Präventionsstrategien von Bedeutung. Dazu gehört beispielsweise die Allergen-Immuntherapie, die darauf abzielt, die Entstehung eines Asthmas bei Patientinnen und Patienten mit bereits bestehender allergischer Rhinitis zu verhindern. Wir verfügen über verschiedene Möglichkeiten zur Prävention, die es zu nutzen und weiter auszubauen gilt. Hierzu zählt auch die Integration zusätzlicher Vorsorgeuntersuchungen in die regulären U-Untersuchungen (gelbes Heft).

 


 

 

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